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In konstanter Bewegung

Fosca Tóth ist Partnerin bei MK2. Sie verbindet das Bestehende mit dem Zukünftigen. Sie bewegt gerne und viel. Ausgehend von der künftigen Geschichte fragt sie sich heute, wie sie das Eckige und das Runde zusammenbringen kann.

Was macht einen Ort lebendig?

Der Grad an Interaktion und die Verbindungen. Ein Ökosystem lebt von einem ausgewogenen Humus und Porösität. Lebendigkeit heisst auch Anpassungsfähigkeit. Die Welt verändert sich nicht linear, daher brauchen wir anpassungsfähige Strategien.

Wer entscheidet über unseren künftigen Lebensraum?

(Zu) viele und (zu) wenige. Die Frage, welche Stakeholders wann und wie einbezogen werden, ist jedoch zentral für eine zielführende Entwicklung. Wer einzubeziehen ist, welche Fragen und Themen wann und von wem zu behandeln sind, zeigt sich bei der Analyse, aber auch im Prozess selbst. Daher ist es wichtig, offen zu sein und das Unvorhergesehene zuzulassen und Resonanz auszutesten.

Was ist entscheidend für unsere kollektive Zukunft?

Ganz klar, die Fähigkeit das vorhandene Wissen einzusetzen und über Disziplinen hinweg zusammenzuarbeiten. Wir leben in einem komplexen System mit grossen Herausforderungen. Ich sehe eine Chance darin, aus dem Vorhandenen Wert zu schöpfen und unterschiedliche Perspektiven als Nährboden für Innovation zu nutzen. Wir haben die Chance, über unglaublich viel Wissen zu verfügen und Zugang zu Ressourcen zu haben. Aus diesem Privileg sollten wir das Beste herausholen und nicht verschwenderisch sein.

Was braucht die Stadt- und Raumentwicklung am dringendsten?

Mehr gesamtheitliches Verständnis und ein besseres Verständnis von Lebensraum. Damit einher geht auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, ein aktives Einstehen für Werte und ein sensibler Umgang mit dem Vorhandenen.

Welche Instrumente sind gefragt?

Wir müssen mehr wagen, mehr ausprobieren und uns stufenweise herantasten. Die Vorwegnahme von Entwicklungen, Entscheidungen spürbar machen und in Szenarien denken, ist meines Erachtens essenziell. Und natürlich auch disziplinübergreifende Kooperation und gegenseitiges Lernen. Komplexität lässt sich nicht einfach über Pauschallösungen reduzieren, sondern muss konfrontiert werden. Auch ist nicht alles planbar, nicht alles ist kontrollierbar, daher braucht es dynamische Lösungen, die ein System resilient machen.


«Aus der Zahl der vorstellbaren Städte muss man die ausschliessen, deren Elemente sich ohne einen verbindenden Faden, eine innere Regel, eine Perspektive aneinanderreihen.» — Italo Calvino, Die unsichtbaren Städte


Wer bist du? Woher kommst du?

Eine rastlose Stadtgängerin, die gerne kreative Gärten pflegt. Aufgewachsen bin in einem gemächlichen Dorf auf 950 M.ü.M. mit Sicht auf die Bergidylle des Niesen, wo auch der Astrophysiker Thomas Zurbuchen herkommt. Die Verbundenheit mit der Natur habe ich mir bewahrt. Doch schon immer ging es mir darum, Menschen und Dinge besser zu verstehen. Mit 18 Jahren zog es mich für ein Studium in Politikwissenschaften nach Bern. Nach einem halben Jahr Unterbruch und Aufenthalt in Madrid kam ich nach Zürich. Auf eine Ausbildung an der Textilfachschule folgte ein Bachelorstudium an der Hochschule für Gestaltung (heute ZHdK). Geld verdiente ich mit Buchhaltung und Produktionsmanagement in der Welt der Textilien und des Designs. Wie auch später, arbeitete ich stets Seite an Seite mit den Geschäftsinhaber:innen. Meine Abschlussarbeit war eine selbstfinnazierte Nullnummer eines Magazins namens Dualist. Darin behandelte ich das Spannungsverhältnis von Kultur und Wirtschaft. Damit ebnete ich mir den Weg in meine Selbstständigkeit in der Kreativwirtschaft und im Kultursektor. Um mich weiterzuentwickeln entschied ich mich für ein Masterstudium in Paris. Parallel dazu arbeitet ich bei einem Verlag mit Online-Plattform, worüber ich zu Aufträgen in der Strategieberatung und Produktentwicklung fand. 4 Jahre setzte ich mit dem notwendigen Umdenken in den produzierenden Industrien, zukunftsfähigen Ökosystemansätzen und neuen Formen der Vermittlung auseinander. Daraus resultierten die beiden Formate The Future of Materialism und The Flower Shop. Seither verfüge ich auch über ein internationales Beziehungsnetzwerk. Familiäre Umstände und ein vielversprechendes Jobangebot einer Kommunikationsagentur, liessen mich wieder in Zürich Fuss fassen. Seither kenne ich auch Mia. Uns verbünden die gemeinsamen Werte und der unternehmerische Antrieb. Mit Studio MK2 bewegen wir seither mehr als die Summer der einzelnen Teile.

Stell dir vor, heute ist der 30. Mai 2054 – was beschäftigt dich?

Wenn ich dann noch lebe und die Klimaanalysen vom The Guardian stimmen, wird sich unsere Lebensumwelt drastisch verändert haben. Aber ich werde bestimmt an diversen Projekten mit Menschen in verschiedenen Sprachregionen arbeiten, denn an die Altersvorsorge glaube ich schon heute nicht. Dennoch werde ich mich wohl je länger je mehr um meine Credits sorgen, diese sind an den Einsatz meiner Kompetenzen gekoppelt. Der Einsatz meiner Fähigkeiten als persönliche Währung, eine Tendenz, die sich ja bereits heute abzeichnet. Daher hoffe ich täglich ein paar mögliche Aufgaben zur Auswahl gestellt zu bekommen, mit denen ich Credits verdienen kann. Mit 70 Jahren machen sich wohl die sich abzeichnenden Schwachstellen deutlich bemerkbar. Hauptsache ich kann mich noch an meinem Gehstock unabhängig bewegen. Den Stoffwechsel reguliere ich über ein abgestimmtes, intravenöses Dosiersystem. Weil sich aber der Ressourcenkampf wegen der Klimaveränderung weiter zugespitzt hat, sind viele Märkte volatil und das Leiden weltweit gross. Aber wer weiss, vielleicht werden die tektonischen Verschiebungen das Internet zerstören und die Welt eine ganz andere wird.

Was fasziniert dich?

Ich lasse mich eigentlich fast von jeder Materie faszinieren. Was mich treibt ist verknappt gesagt die innere Logik von Systemen. Warum etwas wie ist, wie aufeinander einwirkt und wie sich etwas (weiter-)entwickeln lässt. Mich interessieren Möglichkeitsräume und die Übersetzung von strategischen Grundprinzipien in konkrete, erfahrbare Massnahmen. Gerne mit dem grossen Ganzen und dem Dazwischen. Mich interessiert das Weltgeschehen genauso wie das alltägliche Leben, das Mögliche wie auch das Gegebene. Dabei versuche ich Dynamiken zu verstehen, Potenziale herauszukristallisieren, Anliegen zu übersetzen und neue Zugänge zu erschliessen, dafür steh ich glaub. Ich entwickle gerne, ich vertiefe gerne.

Und zum Schluss, in welchen Terrains bist du unterwegs?

  • In unternehmerischen Gärten, in denen gesamtheitliche Ansätze und Wertschöpfung neu definiert wird.
  • Auf kulturellen Feldern, auf denen kollektiv gearbeitet und nahrhaftes kultiviert wird.
  • In facettenreichen Sphären, in denen das Ungewisse auf dem Radar ist und die zukünftige Vergangenheit Orientierung gibt.


Ausbildung

  • CAS Urban Management, CUREM Universität Zürich

  • Zertifikat Foresight Strategy, CIFS Copenhagen x Hyper Island

  • MA Luxury Marketing, IFA Paris

  • BA Produkt- und Industriedesign, Style & Design, ZHdK




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